Spuren der Trauer

Doku-Drama, Schweiz 1986, 58 Minuten

Ein Dokumentarfilm mit inszenierten Elementen über die Trauer von jungen Menschen über den Tod ihrer Eltern. Dieser Film entstand in der autobiografischen Aufarbeitung der Ausdrucksweise meiner Trauer, ausgelöst durch den frühen Tod meiner Mutter, zusammen mit dem Erleben meiner Lebenspartnerin beim Tod ihres Vaters.

Inhalt

Die ersten Bilder führen den Betrachter an die fabrikmässige Produktion von Särgen heran. Die Schlusssequenz zeigt einen Sarg (Symbol für Vergänglichkeit, Tod, Erinnerungen und Trauer) auf den Wellen davon treiben... Dazwischen zeichnet der Film in essayistischer Form auf verschiedenen Ebenen die Spuren der Trauer nach, die der Tod hinterlässt!

Im Spital stirbt ein älterer Mann an einer schweren Krankheit. Seine Tochter Irina steht hilflos an seinem Sterbebett. Nach seinem Tod drängen sich ihr Pflichten auf: Sarg aussuchen, Grab bestimmen, Abdankung organisieren. Diese Formalitäten lassen ihr wenig Raum, um von ihrem Vater Abschied zu nehmen. Aber beim Räumen der väterlichen Wohnung erinnert sie sich an Unvergessliches und an Ungelebtes in ihrer gemeinsamen Beziehung. In seinen Bildern und Notizen findet sie Zeichen seiner Persönlichkeit („Ich will nicht alt werden und ins Spital bringt mich keiner; lieber alleine verrecken.“) Sie entdeckt ihre versteckte Liebe zu ihm, wird sich aber auch ihrer eigenen Beziehung zu Sterben und Tod bewusst.

Parallel zu dieser Geschichte wird vom Tod einer Mutter erzählt, die vor zwanzig Jahren an einer schweren Krankheit gestorben ist. In S8-Bildern wird die Erinnerungsebene des damals 7-jährigen Buben visualisiert. Heute, als 28-jähriger Mann, beschäftigt ihn dieser Tod von Neuem. Mit einem Sarg auf der Schulter bricht er auf, geht durch die Stadt und sucht Klarheit zu finden über die Spuren, die der Tod seiner Mutter bei ihm hinterlassen hat. Er geht in eine Sargfabrik, in ein Bestattungsinstitut, ein Krematorium, auf Friedhöfe und ist dabei, wenn ein Verstorbener eingesargt wird. In kurzen Texten erzählt er von damals und von seinen heutigen Empfindungen. Dabei kommt weder ein seelsorgerisches Angebot zur Sprache noch tauchen religiöse Fragestellungen auf.

Zitate

Das Schlimmste ist, dass Du mich nicht mehr siehst, dass Du nicht mehr weisst, was ich mache, dass wir nichts Gemeinsames mehr erleben können.

Die Erwachsenen sprachen nicht mehr über Deinen Tod. Immer hiess es: Deckel zu. Vergangenes aufzuwühlen mache keinen Sinn. Was darunter wühlte, war mir selbst überlassen. Ich musste tapfer sein, Erwachsen spielen.

Vielleicht lebst Du noch. Vielleicht bist Du gar nicht tot. Vielleicht lebst Du in mir, in meinem Vater, in meinen Geschwistern, in allen Freunden. Wir sind Zeugnisse von Dir. Deine Spuren. Vielleicht bist Du gar nicht tot.

Wir haben nie über das Sterben gesprochen, den Tod. Wir haben uns ja auch nie etwas erzählt, was uns wirklich berührte. Du hast es immer gehasst, wenn andere ihre Nase in Dein Leben steckten.

Die schlechten Erinnerungen sind weg. Du und ich, wie wir beide besoffen unser Hotel vergeblich suchten.. in Madrid... das bleibt. Du hast schrecklich geflucht, alle waren sie Idioten, Arschlöcher.

Mitarbeiter

Buch
Dieter Gränicher, Bettina Schmid, Michael Berger
Regie und Produktion
Dieter Gränicher
Besetzung
Bettina Schmid
Dieter Moor, Vedran Orescovic, Andrea Vetsch
Kamera
Samir Jamal Aldin
Ton
René Baumann
Montage
Pius Morger
Musik
Christoph Marthaler

Produktionsangaben

Originalversion
16mm, 4:3, Farbe, Stereo, 58 Minuten
Sprache
Deutsch
Version
Französische Untertitel
Produktion und Weltrechte
momenta film GmbH